Ein hoch anpassungsfähiger neuer Fleischfresser hat mittlerweile ganz Deutschland besiedelt. Man trifft ihn von Mecklenburg Vorpommern bis Bayern, von Nordrhein-Westfalen bis Brandenburg, er ist bundesweit anzutreffen. Der Goldschakal kommt auf leisen Sohlen. Er ist der neue Nahrungskonkurrent zum Fuchs und zum Einwanderer Marderhund. Immer wieder kommt es zu einzelnen Sichtungen des scheuen Tieres in Deutschland.
Goldschakale gehören nicht zu den heimischen Tierarten – das ursprüngliche Verbreitungsgebiet liegt in Süd-Osteuropa und Asien. In Baden-Württemberg gab es den bundesweit ersten bestätigten Nachwuchs der Art im Jahr 2021. Ein weiterer folgte 2022. In Niedersachsen wurde im Rahmen des Wolfs-Monitorings jetzt der dritte Goldschakal-Nachwuchs in Deutschland nachgewiesen.
Der Goldschakal meidet den gemeinsamen Lebensraum mit dem Wolf, eine friedliche Koexistenz und die gemeinsame Nutzung gleicher Ressourcen wurden aber bereits nachgewiesen. Das Zusammenleben mit dem heimischen Fuchs ist schon kritischer zu betrachten. Die Anwesenheit des Goldschakals beeinflusst die Körpergewichte der Füchse in Bulgarien, in Israel meiden Füchse die Goldschakale, in Griechenland nahm die Fuchspopulation nach verstärktem Goldschakal-Abschuss zu.
Er hat bisher noch einen geringen Einfluss auf Bodenbrüter, Amphibien und Reptilien, sowie heimische Paarhufer (Lämmer, Kälber). Aussagen über die Auswirkungen auf die heimischen Ökosysteme lassen sich zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht fundiert treffen.
In Estland hat man im Zusammenwirken von Goldschakal mit Fuchs eine verstärkende negative Wirkung auf die Existenz von Bodenbrütern beobachtet. In Mecklenburg Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern wurden nachweislich Schafe und Rinderkälber gerissen (oftmals als Nachnutzer an Wolfsrissen).
Wie steht es um die Bejagung in Deutschland?
In Deutschland ist der Goldschakal in keinem Bundesgesetz explizit gelistet, nur im niedersächsischen Jagdrecht, ist hier aber ganzjährig geschont, ansonsten überall geschützt. In Deutschland ist er in der sogenannten Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie im Anhang 5 aufgeführt, d. h. er kann bejagt werden, wenn ein günstiger Erhaltungszustand gegeben ist und die Behörde eine Entnahme genehmigt.
Die Europäische Kommission möchte den Goldschakal nicht als gebietsfremde Art einstufen (wie Waschbär oder Marderhund). In einigen angrenzenden europäischen Ländern ist er jedoch jagdbar (u.a. Polen, Slowakei, Teile von Österreich).
In Ungarn verzeichnet man steigende Abschusszahlen. Aufgrund der desolaten Müll- und Schlachtabfallentsorgung dort, auch in der Landwirtschaft und die langsame Reaktion der Jagdregime beginnt man verspätet mit den erforderlichen jagdlichen Maßnahmen. Das Raubtier lässt sich jagdlich nicht dezimieren, wenn er einmal etabliert ist. Ein erhöhter Bejagungsdruck lässt die Geburtenrate lediglich noch ansteigen.
Israel weist eine sehr hohe Populationsdichte auf, aber mit erfolgreichen Managementmethoden, wie einer strukturierten Langzeitplanung und einer Kombination verschiedener Bejagungsmethoden. So kommt man einer erfolgreichen Bejagung nahe. Essensabfälle werden dort nicht mehr in der Natur entsorgt, der Zugang zu Nahrungsressourcen wird somit eingeschränkt.
Monitoring-Maßnahmen in Deutschland
Beim deutschen Monitoring werden Artenspürhunde eingesetzt (diese sind aber nur eingeschränkt verfügbar). Das Sammeln von Losung ist für den Menschen nahezu unmöglich. Ein weiteres Monitoring-Instrument ist die arbeits- und kostenaufwendige Telemetrie. Mit deren Hilfe und hohem Aufwand erhält man aber interessante Einblicke in die Lebensweise der Art. Das wichtigste Mittel ist das genetische Monitoring durch Risse, Totfunde, Losung, aber auch Urin.
Die weitere Ausbreitung in Deutschland bleibt unklar, weitere Forschung, Monitoring und Informationsweitergabe sind notwendige Grundlage für ein gutes Management.
Ich habe bereits im März 2022 es eine Kleine Anfrage zur Ausbreitung des Goldschakals in Deutschland an die Bundesregierung gestellt. Ich bleibe dran!
Der Deutsche Jagdverband hat in der vergangenen Woche gemeinsam mit dem FVA (Forstliche Versuch- und Forschungsanstalt Baden Württemberg) einen Online-Vortrag zum Thema ausgerichtet.
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Peter Felser, Mitglied des Bundestags
Ordentliches Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft
Stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Verteidigung
Ordentliches Mitglied im Arbeitskreis für Verteidigung
Ordentliches Mitglied im Arbeitskreis für Landwirtschaft
Stellv. Vorsitzender der Deutsch-Chinesischen Parlamentariergruppe
Mitglied der Parlamentariergruppe Zentralasien
Mitglied der Parlamentariergruppe Westafrika
Forstpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag
Obmann der Enquete Kommission „Künstliche Intelligenz“ von 2018-2020
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