Hilferuf der Bodenseebauern

Hilferuf der Bodenseebauern

Saisonarbeitskräfte in Landwirtschaft und Gartenbau vom Mindestlohn ausnehmen: eine Erhöhung des Mindestlohns um über 60% gegenüber 2014 gefährdet die Existenz arbeitsintensiver Sonderkulturbetriebe. Mit einem Hilferuf wenden sich Bodenseebauern an Abgeordnete und Presse.

Der Bundestagsabgeordnete Peter Felser will den dringend notwendigen Selbstversorgungsgrad für Lebensmittel in Deutschland erhalten. Bei Fleisch, Milch, Kartoffeln und Zucker liegt dieser zwar bei über 100 Prozent. Hingegen bei Gemüse nur bei rund 37 und bei Obst sogar nur bei knapp über 20 Prozent. Deshalb ist es erforderlich unsere heimische Produktion zu schützen und gerade auch im Obstbau die Landwirte mit wirksamen Maßnahmen zu stützen.

Selbstverständlich ist auch der AfD bewusst, dass unter den derzeitigen Verhältnissen ein Mindestlohn unabdingbar ist. Dieser stärkt die im Vergleich schwache Position der Niedriglohnempfänger innerhalb Deutschlands gegenüber den Arbeitgebern.

Keine Erhöhung des Mindestlohns für Saisonarbeitskräfte

Saisonarbeitskräfte aber haben in ihren jeweiligen Herkunftsländern ein deutlich niedrigeres Lohnniveau. Beispielsweise beträgt der Mindestlohn in Polen, dem mit Abstand größtem Apfelproduzent in der EU, ab diesem Jahr 4,38 €/h. Außerdem ist es vielfach üblich, dass Saisonarbeiter neben ihrem Lohn zusätzlich freie Kost und Logis erhalten. Darüber hinaus sind kurzfristig Beschäftigte in der Regel pauschal besteuert und haben folglich auch keine Abzüge für Sozialversicherungen. Krankenversichert sind sie über die Betriebe mittels spezieller Erntehelfer-Policen.

Anbau von Sonderkulturen
Sonderkulturbetriebe sind auf Erntehelfer angewiesen. Eine weitere Erhöhung des Mindestlohns gefährdet ihre Existenz.

Viele unserer Landwirtschaftlichen Betriebe sind dringend auf Erntehelfer angewiesen. Sie müssen ihren saisonabhängigen Arbeitskräftebedarf flexibel decken können. Aber sie müssen sich diese auch leisten können. Ein anvisierter Mindestlohn von zwölf Euro führt zur existenziellen Bedrohung vieler Betriebe: je nach angebauter Kultur bedeutet das bis zu 17.400 € Mehraufwand je Hektar. (Quelle: Positionspapier landwirtschaftlicher Berufsvereinigungen aus dem Bodenseeraum)

Zusätzliche Wettbewerbsnachteile verhindern

Zudem führen unterschiedliche Standards zu Wettbewerbsnachteilen für heimische Produkte. Unsere Landwirte stehen im harten Preiskampf mit anderen Ländern, die wesentlich geringere Lohnkosten, weniger Auflagen und weniger Bürokratie zu bewältigen haben. Die AfD will die heimische Produktion schützen und den dringend notwendigen Selbstversorgungsgrad für Lebensmittel in Deutschland erhalten. Deshalb: keine Erhöhung des Mindestlohns für Saisonarbeitskräfte in Landwirtschaft und Gartenbau. Wir müssen den Hilferuf der Bodenseebauern ernst nehmen.

Meine Pressemeldung zu diesem Thema: Sonderregelung beim Mindestlohn für Saisonarbeitskräfte

Felser: Die heimische Landwirtschaft braucht Verlässlichkeit

Saisonarbeitskräfte: Agrarverbände wehren sich gegen Erhöhung des Mindestlohns

Hilferuf der Bodenseebauern

Auszug aus ihrem Positionspapier:

„Beispielrechnung zu Mehraufwendungen durch Lohnkosten (Mindestlohn steigt von 9,82 €/h auf 12 €/h)
Richtwerte, abhängig von Kulturführung, Ausstattung, Arbeitsweise etc.

Äpfel: jährlich ca. 500 Akh/ha → ca. 1.100 € Mehraufwand je Hektar
Erdbeeren: jährlich ca. 2.000 Akh/ha → ca. 4.300 € Mehraufwand je Hektar
Himbeeren: jährlich ca. 4.000 Akh/ha → ca. 8.700 € Mehraufwand je Hektar
Wein: jährlich ca. 400 Akh/ha → ca. 850 € Mehraufwand je Hektar
Hopfen: jährlich ca. 250 Akh/ha → ca. 550 € Mehraufwand je Hektar
Gurken: jährlich ca. 5.000 Akh/ha → ca. 10.900 € Mehraufwand je Hektar
Tomaten: jährlich ca. 8.000 Akh/ha → ca. 17.400 € Mehraufwand je Hektar

Beispielbetrieb:

Ein Familienbetrieb im Vollerwerb mit 15 ha Äpfel, 4 ha Erdbeeren und 1 ha Himbeeren hätte Einkommenseinbußen von etwa 42.000 € pro Jahr (nur Lohnkosten) zu tragen.

Auswirkungen auf die heimische Produktion von Obst, Gemüse, Wein und Hopfen:

Diese Auswirkungen konnten seit der Einführung des Mindestlohns und der Steigerungen in den letzten Jahren bereits beobachtet werden und werden sich im Falle einer derartig starken und schnellen Erhöhung noch deutlich verstärken bzw. beschleunigen.
– Steigende Kosten bei arbeitsintensiven Kulturen führen zur Aufgabe der Produktion arbeitsintensiver Sonderkulturen (z.B. bei Beerenobst) in Deutschland. Die Produktion wird ins Ausland verlagert.
– Der Selbstversorgungsgrad mit Obst und Gemüse aus Deutschland (Obst 20 %, Gemüse 36 %) sowie einzelner Früchte sinkt weiter. Die Abhängigkeit von Importen steigt.
– Als Folge der starken Kostensteigerung und Veränderung der Bewirtschaftung werden sich auch ganze Kulturlandschaften verändern.

Dabei wird es nicht plötzlich, sondern nach und nach zu einem Ausstieg der Betriebe aus der Produktion kommen. Die Betriebe werden nicht mehr investieren und ihre Betriebe bzw. Betriebszweige auslaufen lassen bzw. verändern.“

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