Felser fordert mehr Präventivmaßnahmen zum Schutz von Kindern

Felser fordert mehr Präventivmaßnahmen zum Schutz von Kindern

Berlin, 25.11.2022 Heute ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Bereits gestern wurden die aktuellen Zahlen zur häuslichen Gewalt veröffentlicht, erschreckende Zahlen. Demnach gab es 2021 rund 143.604 Fälle häuslicher Gewalt in Deutschland, bei denen 108 Frauen und 12 Männer gewaltsam zu Tode kamen. Bei mehr als der Hälfte der Fälle gehören Kinder zum Haushalt. Sie werden in der Debatte viel zu oft von der Gesellschaft vergessen, gerade wenn sie nicht unmittelbar selbst betroffen sind. Das hat nicht selten langfristige Folgen in der Entwicklung der Kinder. Peter Felser fordert hier deshalb mehr Präventivmaßnahmen zum Schutz von Kindern.

Zusammenhänge sichtbar machen

Sie sind allein, unschuldig und der Situation viel zu oft hilflos ausgeliefert. Und dennoch wird das Phänomen hierzulande viel zu sehr unterschätzt. Im Jahr 2021 wurde 4.465 Kindern unter 14, in der Mehrzahl von ihren Eltern/Elternteilen, schwere und schwerste Gewalt angetan. Die Dunkelziffer liegt jedoch weit höher, denn die meisten Verletzungen werden nie zur Anzeige gebracht. Zu einfach ist es für Täter, die Spuren ihrer Gewalt zu verbergen, sei es durch die richtige Wahl an Kleidung oder durch ihren Einfluss innerhalb der Familie. Des Weiteren wird seitens der offiziellen Behörden auch keine gesonderte Statistik erhoben, ob und wie viele Körperverletzungsdelikte mit häuslicher Gewalt zu tun haben. Laut der Deutschen Kinderhilfe ist dies ein schweres Versäumnis. Wer Gewalt gegen Kinder effektiv bekämpfen will, muss sich zunächst ein Bild davon machen können, in welchem Zusammenhang diese stattfindet.

Allein letztes Jahr starben 145 Kinder durch Gewalt, 118 von ihnen waren unter 6 Jahren alt. Untersuchungen des Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsens brachten dabei hervor, dass mindestens jedes vierte Kind, das durch Gewalt zu Tode kam, im Zusammenhang mit einer Trennung der Erziehungspersonen bzw. einem Streit um das Sorge- oder Umgangsrecht starb. [1] Laut Rainer Becker, dem Ehrenvorsitzenden der deutschen Kinderhilfe, haben Staat und Gesellschaft hier nicht genug getan. [2]

Gewalt an Kindern hat viele Facetten

Insbesondere das fehlende Gefahrenbewusstsein, das bei vielen Jugendämtern vorherrscht, kritisiert Becker scharf. So sei die häufig vertretene Haltung, dass keine Kindeswohlgefährdung vorläge, solange Kinder nicht unmittelbar von Gewalt betroffen sind, besonders schädlich für das Kindeswohl. Miterlebte Gewalt durch ein Elternteil gegen das andere ist zu zutiefst verstörend für das Kind und kann tiefe Spuren in der Psyche hinterlassen.

Trotzdem schauen manche Jugendämter in solchen Fällen einfach weg. Auch die gängige Praxis der Familiengerichte und Jugendämter, dem gewaltbetroffenen Elternteil vorzuschreiben, weiter den Umgang mit dem gewalttätigen Elternteil zu pflegen, sei eine große Gefahr für das Kindeswohl. Derjenige, der sein Kind vor der Gewalt schützen will, wird häufig mit dem Vorwurf der Bindungsintoleranz oder der Eltern-Kind-Entfremdung konfrontiert. Dabei ist es laut Becker sogar strafrechtlich geboten, das Kind nach einem Vorfall häuslicher Gewalt vom gewaltausübenden Elternteil mindestens bis zum Abschluss der strafrechtlichen Ermittlungen zu trennen. Weil dies nicht getan wird, fallen die Kinder viel zu häufig wieder in die Hände ihrer Peiniger.

Eigene Einblicke

Ich selbst bin Vater von fünf Kindern. Eines meiner Kinder lebt seit über neun Jahren als Pflegekind in unserer Familie. Über das Jugendamt bekomme ich Einblicke in teilweise wirklich erschreckende Zustände in manchen Familien.

Ich wünsche diesen Kindern, dass sie schnell die Hilfe bekommen, die sie benötigen. Doch dafür muss sich in der Gesellschaft manches ändern. Der erste Schritt ist wie immer, das Problem zunächst in das Bewusstsein der Menschen zu rücken. Gewalt gegen Kinder geht uns alle an. Ich setzte mich in der Politik wie auch privat dafür ein, dass dieses Problem konsequent bekämpft wird. Deshalb müssen bei Fällen von häuslicher Gewalt die Kinder mehr in den Fokus gerückt werden. Mehr Präventivmaßnahmen zum Schutz von Kindern sind das Gebot der Stunde.

[1] Tötungsdelikte an 6 bis 13jährigen Kindern in Deutschland

[2] Häusliche Gewalt – die unbeachteten Folgen für betroffene Kinder

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Peter Felser, Mitglied des Bundestags

Ordentliches Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft
Stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Verteidigung

Ordentliches Mitglied im Arbeitskreis für Verteidigung
Ordentliches Mitglied im Arbeitskreis für Landwirtschaft

Stellv. Vorsitzender der Deutsch-Chinesischen Parlamentariergruppe

Obmann der Enquete Kommission „Künstliche Intelligenz“ von 2018-2020

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