Jagd auf Nutria mit Verantwortung

Bei einer Onlineveranstaltung in dieser Woche durfte ich einige sehr interessante Aspekte der Bejagung der invasiven Art Nutria kennenlernen.

Lebensweise

Der invasive Nutria (Myocastor coypus) ist laut DJV im Jagdjahr 2020/2021 auf über 200.000 Tiere angestiegen. Nutrias ernähren sich überwiegend vegetarisch. Sie fressen hauptsächlich Blätter, Stängel und Wurzeln von Wasserpflanzen. Auch Mais verschmähen sie nicht. Sie sind vorwiegend dämmerungs- und nachtaktive Tiere, die im Allgemeinen paarweise, aber auch oft in größeren Kolonien leben. Ihre Paarung ist ganzjährig möglich, eine Reproduktion erfolgt über das gesamte Jahr.

Gelegentlich verursachen die Nager Fraßschäden an Feldfrüchten der Landwirtschaft. Sie unterhöhlen Deichanlagen und Uferbereiche und verursachen so wasserbauliche Schäden. Schlimmstenfalls kann ein Deich bei Hochwasser einbrechen. Zudem schädigen Nutria Uferröhrichte und schränken so Lebensräume seltener Arten ein.

Problematik: Die Nutria ist ursprünglich in Südamerika beheimatet. Tiere, die in unserem Raum leben, stammen aus Farmen, in denen die Art wegen des Fells gezüchtet und gehalten wurde. Natürliche Feinde haben die Nutrias hier nicht.

Jagd auf Nutria mit Verantwortung
Die Nutria (Myocastor coypus), auch Sumpfbiber genannt, ist kleiner als der Biber, aber deutlich größer als die Bisamratte.
Bejagung

Hierzulande dürfen „Jagdausführungsberechtigte“ Nutrias und Bisamratten schießen oder auch mit Fallen nachstellen. Nutria bauen ihre Bestände innerhalb kürzester Zeit wieder auf. Mit verschiedenen leichten Holz-und Drahtkastenfallen versucht man dem exponentiell wachsenden Bestand zu entgegnen. Als Fallenköder eignen sich Möhren, Äpfel und auch Zuckerrüben. Die Bejagung mit kleineren Kalibern oder auch Schrot ist anspruchsvoll, da man die Tiere nur beim Landgang und nicht auf weite Distanz erlegen kann. Zu Bedenken ist auch dass die Neozoen ein Körpergewicht von bis zu 12 kg erreichen können. Da die Tiere nachtaktiv sind benötigt man zur Erlegung Nachtsichttechnik (welche  nicht in allen Bundesländern erlaubt sind).

Wasserwirtschaftsverbände zahlen vielerorts eine Schwanzprämie von 6 bis 10 Euro. Der Aufwand für den Jäger ist jedoch deutlich höher zu bemessen, da er viel Zeit für die Anfahrt zu den Kastenfallen, ein entsprechendes Fahrzeug mit Betriebsstoffen, genügend Munition und Nachtsichttechnik benötigt. Bei der Bejagung im urbanen Raum gilt es die Möglichkeit der Bogenjagd auf Nutria zu prüfen (nur mit fachlicher Qualifizierung). Der Einsatz von Schalldämpfern wird in weiten Teilen der Jägerschaft gefordert. Die Jagd mit Jagdhunden auf die Individuen hat sich nicht bewährt, da ihre Wehrhaftigkeit groß ist und die Hunde empfindliche Bissverletzungen davontragen. Die Bissgeschwindigkeit gleicht einer Mähmaschine!

Habitatschutz

Eine flächige Bejagung der Nutria als Objektschutz für hochwasserrelevante Anlagen (Deiche) ist von wesentlicher Bedeutung. Der Erhalt der Natur in sensiblen Bereichen, mit einer besonders hohen Zahl an Rote- Liste- Arten ist für solche Ökosysteme zwingend erforderlich. Als einzig effektives Lenkungsinstrument hat sich die Intensivjagd bewährt. Da die Art Wasserpflanzen in den Uferbereichen bis auf die Wurzeln nieder frisst geht auch der Unterschlupf und Laichplatz für viele Fischarten verloren.

Verwertung

Nutria lieferte schon in der ehemaligen DDR guten Fleischersatz. Die Gastronomie fordert gesundes Wildbret, die Tiere werden nicht alt, sie sind wenig schadstoffbelastete Pflanzenfresser. Das Fleisch wird derzeit für einen Kilogramm-Preis zwischen 50 und 70 Euro verkauft. Aber auch als Futter für unsere Falknereien hat sich Nutria einen Namen gemacht. Die Balge/Pelze besitzen eine tolle Qualität, auch wenn Pelzmode hierzulande aus der Mode gekommen ist. Des Weiteren werden die Felle zu Garnen versponnen und somit alternativ verwertet. Können die Nutria nicht anders verwertet werden landen sie auf Luderplätzen als Futter für Greifvögel (Rotmilan, Kolkrabe) als Atzung.

Forschung

Immer noch fehlen uns Erkenntnisse über das Verhalten der Art zur Populationsdynamik, Anpassungsfähigkeit und deren Wanderungsaktivitäten. Hier besteht deutlicher Forschungsbedarf um diese Tierart verstehen zu lernen. Dazu muss man intelligente Fallensysteme mit Bilderkennungssoftware entwickeln. Die Tiere leben dort wo genügend Nahrung vorhanden ist, wandern auch in städtische Bereiche und sind an keine besondere Wasserqualität gebunden. Sie halten sich auch abseits von Gewässern an kleinsten Gräben auf.

Also bleibt uns ein weiteres offenes Feld mit Handlungsbedarf auch für die Politik!

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Peter Felser, Mitglied des Bundestags

Ordentliches Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft
Stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Verteidigung

Ordentliches Mitglied im Arbeitskreis für Verteidigung
Ordentliches Mitglied im Arbeitskreis für Landwirtschaft

Stellv. Vorsitzender der Deutsch-Chinesischen Parlamentariergruppe

Mitglied der Parlamentariergruppe Zentralasien

Mitglied der Parlamentariergruppe Westafrika

Forstpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag

Obmann der Enquete Kommission „Künstliche Intelligenz“ von 2018-2020

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